Adventskalender

23:56 Marie 1 Comments

Wenn EIN Post jemals das Label >>fail<< verdient hat, dann dieses Projekt. 
Mein. Gott. 
Aber ich hab durchgehalten...


Irgendwie hatte ich dieses Jahr Lust darauf, einen Adventskalender zu nähen, den man immer wieder neu befüllen könnte. 
Bei mir gab es früher eine Kette mit weihnachtlichen Jutestrümpfen, die mit Kleinigkeiten befüllt wurden. 
Ich hab dann auf Pinterest ein wenig gestöbert und mir überlegt, dass ein etwas skandinavisch anmutendes Winterdorf ja vielleicht nett wäre. Und nicht so "in your face" Weihnachten...


Ich wollte gern was mit Sticken und dreidimensionalen Häuschen machen, die genug Platz für Kleinigkeiten bieten, aber auch irgendwie den Kalender nicht ultra groß werden ließen. Ich bin jetzt hinterher nicht ganz happy mit dem Resultat bezogen auf die Größe. Die Häuschen hätten für das gewählte Format etwas größer werden können... Oder aber näher zusammenrücken und dafür den Kalender etwas platzsparender machen. 


Den Aufhängemechanismus finde ich aber recht clever von mir... Die wenigsten haben vermutlich einsame Nägel in der Wand, die das ganze Jahr nur auf den Adventskalender warten. 
Durch die doppelte Schnur hat man die Wahl, ob man den Kalender einfach an einen Haken hängt, oder eben links und rechts über die Türecken. 


Schließen lässt sich die Tür dabei immer noch. 


Ich hatte überlegt, ob ich an jede Dachspitze eine Schlaufe und korrespondierend dazu einen Knopf auf den Kalender nähen sollte, damit man das echte "Türchen öffnen" - Gefühl hat und die Häuser nicht so unförmig wären... 
Ich denke, ohne geht auch. Aber falls wer noch nach Ideen zum Schließen sucht, so hätte ich es gemacht. 


Das Projekt an sich war irgendwie ein halbes Drama... Wer schadenfroh ist und lachen möchte, aus meinen Fehlern lernen will, oder einfach nur Interesse hat, darf gern weiterlesen.  Der Rest scrollt weiter und studiert bloß Bildchen ;) 

Manchmal sollte man einfach den Wink verstehen und sich nicht an Projekten festbeißen. Zum Start lief SO viel schief, dass es echt lächerlich war. 
Zunächst war ich immer davon ausgegangen, dass es sinnvoller wäre, einen Laserdrucker zu besitzen, um Transferfolien bedrucken zu können. Entweder hat sich da was auf dem Markt geändert, oder ich hatte mich damals bei der Druckeranschaffung geirrt. Recherchieren war damals nicht nötig, ich wusste ja beeeeestens Bescheid... 
Als ich jedenfalls bestellen wollte, gab es eigentlich nur Folien für Tintenstrahldrucker. 
Nach einigem hin und her Überlegen bestellte ich also davon welche und telefonierte dann fröhlich verschiedene Copyshops ab, ob die auch farbige Tintenstrahldrucker hätten, da ich die Seite voll ausnutzen und noch andere Motive drucken wollte. War jetzt auch nicht SO leicht, jemanden zu finden... 

Das Drucken an sich war kein Problem. War zwar teurer als erwartet, aber seis drum... 

Zu Hause dann irgendwann am Abend hingesetzt und Testläufe gestartet. 
Zum. Glück. Ey. 

Die Anleitung riet dazu, auf ein Bügelbrett zu verzichten, und lieber einen Kissenbezug o. Ä. auf den Boden glatt zu bügeln und anschließend die Folie auf das gewünschte Textil. 

Nu hab ich gedacht, ich nehme gleich den Stoff, dann ist der schon geglättet für später. 

Also Häuschenstoff genommen, auf den Boden ohne Dampf aber auf Stufe 3 gebügelt, weil es so in der Anleitung stand. 
Roch schon etwas komisch... 
Nuja... 
Dann also einen Probefetzen mit Bügelfolie versehen. Angebügelt.
Das Bügeleisen roch stark überhitzt. 
Der Untergundstoff KLEBTE an den Dielen und riss beim Abziehen mittig auseinander. 
Die Bügelfolie war verbrannt. 
Die Dielen sahen halb lackverklebt, halb abgesplittert aus. 
Das Bügeleisen durchgeschmort und fortan komplett hinüber.
Top.
Super Start. 

Ich kratzte noch die braungekohlte Transferfolie vom ebenfalls halb verbrannten Stoff. Darunter war auch alles braun und nicht zu gebrauchen. 

Ich startete noch verschiedene Testläufe mit einem Bettbezug aus guter Ikea Baumwolle als Unterlage, traute mich aber nicht mehr, die nötige Hitze flächig mit dem Ersatzbügeleisen aufzubringen. 

Ich Depp hatte beim Auswählen der Stoffe vergessen, dass ich mich gegen Canvas und für ein Polyestergewebe entschieden hatte. Dass das schmilzt war eigentlich zu erwarten, aber gar nicht in meinem Kopf vor lauter Druckerfolienentscheidungen. 

Der mintgrüne Canvas sollte übrigens auch nur bei Stufe 2 gebügelt werden....
Die Folie löste sich bei dieser vergleichsweise niedrigen Temperatur nur schwerlich, also bügelte ich punktuell auf Stufe 3. Immer vorsichtig, um nichts zu schmelzen oder zu verkohlen. Folie löste sich kaum. Ewig viel Zeit ging drauf....
Als ich dann mal die Trägerfolie lösen konnte, hielt ich es für sinnvoll, sie mit Schnittmusterpapier zu fixieren, da ja eine Seite wachsig ist. Ja... Hat sich ganz wunderbar und extrem schnell aufs Papier übertragen lassen. 
100 Punkte. 

Neuer Versuch. Wieder ewig bebügelt. Dann halt lieber mit der Baumwollbettwäsche als Puffer fixieren... Ja... Hat sich ganz wunderbar und extrem schnell auf den Bettbezug übertragen lassen. 
1 000 000 Punkte. 

Dann hatte ich die Nase voll, weinte vielleicht ein bisschen ob der verschwendeten Zeit, den zerstörten Materialien und dem eigenen Unvermögen und entschied mich, therapeutisch zu Stoffmalfarbe und Pinseln zu greifen. 

Das dauerte auch ewig... Wobei ich nicht sagen könnte, ob die vorsichtig-aufbügeln-und-abknibbeln-Methode schneller gewesen wäre. Zumal dabei immer noch ein heller Rand geblieben wäre... Aber das Malen war ganz angenehm und so konnte ich auch bei der Häusergestaltung mehr variieren. 

Übrigens... Fail Nummer... 7? Beim Häuschenstoff hatte ich mich auch krass verkalkuliert und einfach mal viel zu viel gekauft ^^ für die Anleitung habe ich die Menge angepasst. 


Nun zur Anleitung... 
zeitlich... kann ich diesmal echt nichts genaues sagen. Es hat einiges an Zeit aufgrund der Problemchen gebraucht. Aber ich habe mir auch Zeit gelassen. Und wenn so ein Häuschen erstmal fertig ist, dann fühlt sich das gut an :)
Schätzungsweise (abzüglich der Pinselarbeiten) 8? 10? Stunden? Das Malen hat fast eine Staffel Life in Pieces beansprucht :)


Man braucht:

Häuschenstoff (hell, Mittel, dunkel) je 30 x 140cm
Bäumchenstoff 20 x 50cm
Graues Leinen (65 x 90cm)
Schwarze Jute (65cm breit)
Dunkelblauer Canvas (75 x105cm)
Stickgarn 
Schnur (360cm)
Samtband (90cm)
Schwarze Stoffmalfarbe, Pinsel
Rundholz (77cm)
Säge, Schmirgelpapier 
Universalnadeln 80, 90, Nähnadel, Nahtauftrenner, Stecknadeln
Garne, Schere, Schneiderkreide o. Ä. 
Nähmaschine, evtl Overlock
Bügeleisen 

Die fertigen Maße meines Kalenders:
Canvasuntergrund (dunkelblau): 65 x 91cm
Leinenuntergrund (grau): 54,5 x 79cm
kleines Haus: 6 x 7cm
großes Haus: 8 x 10cm
langes Haus: 6 x 11cm
Tasche auf der Rückseite: 45 x 45cm





Die "Wände" der Häuser habe ich einfach 5,5cm breit zugeschnitten und versäubert. Aus taktischen Gründen einfach 2-3 lange Streifen pro Farbe über die gesamte Stoffbreite fertigen und dann jeweils so viel wie nötig ans entsprechende Häuschen nähen, bevor der Streifen abgeschnitten wird.

Meine Varianten für "Overlocken auf die richtige Breite" für Faule. Links festgestellt, um den Saum am Fuß vorbeizuführen. Rechts einfach mit Maskingtape. 
Obacht! Wer nicht aufpasst, der bekommt hässlich Zickzack geschnittene versaute, gesäumte Kanten. (Aber wir zählen ja nicht, an wie vielen Stellen ich gefailed habe) 

Am besten direkt JETZT den gesamten Streifen auf einer Seite schmal umsteppen. 
Sonst muss man das später für. jedes. Haus. einzeln. machen. 
(und die eigene Dummheit beweinen) 


Alle Häuschen bemalt und umkettelt. 


Die windende Straße habe ich nach Gefühl zugeschnitten, den Rand der Jute Terpentine mit Zickzack Stich wie beim Overlocken gesichert. Anschließend mit dem Bügeleisen knapp umgebügelt und anschließend festgesteppt.
Danach habe ich die Straße mit geraden Stichen auf das graue Leinen gesteppt und die Häuser hinterher probeweise angeordnet. 
An diese Probe hätte ich mich wirklich besser halten sollen und das Leinen großzügiger beschneiden und säumen. 
Bei meiner finalen Fläche sind die Häuschen leider etwas zu klein und zu weit auseinander. 
Entweder macht man direkt größere Häuser mit mehr Platz für Naschkram und Socken oder zumindest einen etwas weniger monströsen Kalender und die Fläche entsprechend kleiner... 



Aaaaaber ich hab mich ja FÜR Platz entschieden... Einmal ringsherum umgebügelt und gesteppt. Und dann gleich nochmal aber mit langen Heftstichen. 


Ein Häuschen näht man, indem man den Streifen für die Seitenteile bündig an die linke, untere Ecke anlegt und mit dem Haus unten liegend schmal einmal herum näht. An den Ecken hält man am besten an, lässt die Nadel unten, klappt den Fuß hoch, rotiert das Haus etwas, passt den Streifen an, und näht dann weiter. 


Dann schneidet man den restlichen Streifen bündig zum Streifenbeginn ab und vernäht die Kante der Wand mit dem Boden. 

Mit einer Overlock geht's schnell ritschhhh... 



Ach guckt mal, wo die 9-18 gelandet ist :( voll hässlich...  Da findet sich der Postbote ja nie zurecht...

Jedenfalls wird dann jedes Haus von der Traufe (und wie ich das gegoogelt habe...) wie bei einem U auf die Fläche gesteppt. 
Ich hatte mir eigentlich immer mit Schneiderkreide die Positionen markiert, dann aber beim Nähen so ziemlich ignoriert... Jetzt ist es ein ganz charmant, schiefes Dorf... Aber wir zählen ja nicht die Fehler... 


Meine Rückseite: Damit ihr sehen könnt, wie die Häuser und die Straße aufgesteppt sind. 

Für den Hauptuntergrund hatte ich dunkelblauen Canvas geholt. Als ich den auf die richtige Höhe zugeschnitten, und oben einen Tunnel für den Aufhängestab genäht hatte, blieb noch ein Stück (und noch eins für mich :p) übrig. Ich hatte die spontane Idee, hinten Taschen zum Einschieben anzunähen.

Glorreicherweise hab ich diese einfach einmal oben, einmal unten und einmal in der Mitte fixiert und die zwei Quernähte in der Mitte irgendwie gesetzt. Wäre ja auch zu intelligent gewesen, das größte Geschenk mal eben mit einzubeziehen und wenigstens ein Fach entsprechend groß zu nähen.
Man. Kann. Ja. Auch. Pressen. Und. Quetschen. Sodass. Der. Halbe. Kalender. Abfällt. Beim. Wieder. Herausziehen. 

Aber hey, ich mache all diese Fehler, damit ihr sie nicht machen müsst. Service. 


Für einen etwas verschneiteren Look hab ich mit Stickgarn colonial knots gemacht (bin mir übrigens ziemlich sicher, dass die Gute im Video was von Noodle und nicht Needle erzählt). Gut, dass Jede Schneeflocke einzigartig ist. Es hat Spaß gemacht, aber gleichmäßig war das Ergebnis nicht ^^

Wenn dann auch der dunkelblaue Canvas gesäumt ist, wird das Leinenstück darauf geheftet. 
Und anschließend mit einem Zierstich der Maschine fixiert. 
Ich hatte mehrere Testläufe, um die richtige Fadenspannung zu finden. Meine Maschine ist irgendwie chronisch zu oberfadenlastig. Die Unterseite sah immer besser aus. Vor allem nach Korrektur der automatischen Fadenspannung. Praktikabel war das leider nicht. Dafür war mein Rand zu schmal. Also nahm ich in Kauf, dass die Blümchen nicht so hübsch wie generell möglich wurden und nähte auf der Oberseite. 


Anschließend die Heftstiche wieder auftrennen. 


Oben war es mir noch zu nackig, also hab ich noch ein mintgrünes Samtband aufgesteppt (gepriesen sei mein Vorrat). Ich entschied mich für unterschiedliche Ober-und Unterfadenfarben und ergab mich der wiedermal unmöglichen Fadenspannung. 
Fand ich dann sogar ganz nett, dass der zu feste Oberfaden die Nähte so betont hat. 
Um es nicht zu einfach zu machen, hat meine Maschine dann aber plötzlich entschieden, dass sie doch ordentlich nähen will, und ich musste für die andere Hälfte des Bands die Fadenspannung gehörig verstärken, damit es gleichmäßig aussähe... 


Weil es zu einfach gewesen wäre, wenn zum Schluss noch alles tiptop gegangen wäre, bin ich beim Sägen etwa drei Mal abgerutscht. Einmal ins Holz, was dann nicht mehr ganz rund war und bestmöglichst glatt geschmirgelt wurde... Einmal in den Daumennagel, aber nicht super schlimm. Und einmal in den Boden.... Die Stelle ist also jetzt nicht nur durchs Bügeleisen sondern auch noch mit einer Kerbe lädiert... 


Der Kalender ist übrigens für den Baby-Bro gedacht und wird wohl bei Gelegenheit so gut die Ärmchen schon hinreichen versucht zu plündern, sodass ich nur hoffen kann, dass nicht alles mal runtersegelt... :/ Wohl doch etwas zu lang geworden... ach ach ach.... 



Cheers.
Noch schnell zum Creadienstag ;)

1 Kommentar:

  1. Was für eine Arbeit....und er ist so schön geworden. Du hast sicher viele Jahre daran Freude.
    Viele Grüße
    Susan

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